Hattingen. 1000 Besucher feierten bei der Beck's Gold Ruhrnacht in der Gebläsehalle. Die Mädchen kreischten bei Mando Diao, die Älteren freuten sich über die Legende Peter Hook.Peter Hook war der Star des Abends. Der Mann, der vor fast 30 Jahren mit seinem Bass die Musik von Joy Division prägte; der mit New Order im Jahr 1983 "Blue Monday" veröffentlichte, die bis heute meist verkaufte Maxi der Welt. Schade nur, dass die große Mehrheit der 1000 Gäste in der Gebläsehalle den 52-Jährigen gar nicht kennt - weil sie nämlich zur Zeit, als "Hookie" das Musik-Universum eroberte, noch gar nicht lebte. Doch der Reihe nach.
An den Anfang haben die Macher der Beck's Gold Ruhrnächte einen Tupfer Lokalkolorit gesetzt: Frida ist das, eine Hattinger Band, die mit ihrem Deutsch-Pop (sie werden die Kategorisierung nicht mögen, sie trifft es aber genau) auf einem großartigen Weg ist. "Chaos im Kopf" heißt ihr zweiter Song - man möchte in diesem Moment gar nicht in die Köpfe des Quartetts schauen, allein Sängerin Alina wuselt wie ein aufgedrehtes Duracell-Häschen über die Bühne.
Weiter geht's. Und Gustaf Norén brüllt "Hattingaaan" ins Mikro. Er ist an diesem Abend der Mann, der die Mädels in seinen Bann zieht. Die erste Reihe steht dicht gedrängt - ausschließlich weiblich, versteht sich. Auch in den Reihen dahinter sind nur wenige jenseits der 20. Mando Diao sind eben eine Band, die vor allem bei der Jugend siegt - mit veritablem Rock.
Mit einem verqueren "One Blood" legen sie los. "Never Seen The Light Of Day" ist dann der erste Song, den sie alle kennen, "Good Morning Herr Horst" gehört seit nunmehr zwei Jahren zum Standard, ihre witzigste Nummer. Eigentlich sind die Schweden zu fünft, doch immer wieder gibt es Zuwachs: Unterstützung von - hört, hört - Trompete und sogar Querflöte.
Gustaf Norén hat alles im Griff. Und gemeinsam mit seinem Kollegen Björn Dixgård setzt er zum Abräumen an: "God Knows", "Sheepdog", zum Schluss noch "Down In The Past" rocken alle durch.
Dann kommt der Mann, der dem verrückten "Madchester" der 70er Jahre entsprungen ist: Peter Hook hat die Ärmel aufgekrempelt, ist der einzige, der in Gebläsehalle rauchen darf. Er ist als DJ engagiert, wirbelt mit selbst gebrannten CDs, kramt als erstes ein verfremdetes Cover von "She's Lost Control", einem der bekanntesten Joy-Division-Stücke hervor. Indie, Electronica, britisch geprägt, ist seine Auswahl. Und immer wieder eine Prise New Order - aber das erwarten seine Zuhörer auch. 200, vielleicht 300 sind es. Und die erleben diesen fantastischsten Moment, als mit Wucht Hooks eigener Bass aus den Boxen dröhnt: "Transmission" von Joy Divison. Bohrend, bebend - pure Live Transmission.
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