Eines der herausragenden kostenlos nutzbaren Internet-Angebote stellte den Betrieb ein. Grund seien "schlechte wirtschaftliche Aussichten im Musik- und Werbemarkt". Fabchannel zeigte bislang unter anderem zeitversetzt Livekonzert-Streams aus den Amsterdamer Veranstaltungszentren Paradiso und Melkweg, die durch außergewöhnlich gute Sound- und Video-Qualität und eine durchdachte Nutzerführung überzeugten. Gezeigt wurden Künstler wie etwa zuletzt das Weltklasse-Gitarren-Duo Rodrigo y Gabriela, die Elvis-Metal-Band Volbeat oder auch die australische Sängerin Gabriella Cilmi, die im vergangenen Jahr für den Sommerhit sorgte. Insgesamt beläuft sich die Zahl der Konzerte, Performances, Debatten und Lesungen im Fabchannel-Archiv auf über 1000 Veranstaltungen.
Gestartet war das niederländische Projekt im Jahr 2000, um bis dahin unbekannten einheimischen Künstlern eine Präsentationsplattform zu bieten. Im Jahr 2007 wurde in eine Ausweitung des internationalen Publikums, neue Online-Werbeformate und Partnerschaften investiert. So bindet etwa Spiegel-Online seit einiger Zeit Fabchannel-Konzerte in sein Kulturangebot ein, wobei – anders als auf der Original-Webseite, dort laufen Konzerte ohne Unterbrechungen – jedem Lied eine Werbeeinblendung folgt. Zuletzt zählte Fabchannel 300.000 Nutzer im Monat, die für mehr als 2 Millionen PIs sorgten. Trotzdem nicht genug: Die Besucherzahlen hätten sich nicht im geplanten Maße erhöht, was hauptsächlich durch die mangelnde Unterstützung der "Major"-Plattenfirmen bezüglich der Zustimmung zu Konzertaufnahmen begründet sei, heißt es bei Fabchannel.
Gleichzeitig sei der Online-Werbe- und Sponsormarkt aufgrund rückläufiger Budgets zunehmend unter Druck geraten, erklären die Konzertkanal-Betreiber. Da Geschäftsführung und Anteilseigner nicht erwarten würden, dass sich diese Situation in den kommenden Jahren ändere, hätten sie gemeinsam beschlossen "alle Aktivitäten einzustellen um zu vermeiden, dass das Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten gerät und zum Beispiel das aufgebaute Musikarchiv in Zukunft nicht wieder verwendet werden kann". Äußerst schade also, dass der Fabchannel-Slogan "Wir nehmen auf, du wählst!" künftig nicht mehr gelten soll – aber vielleicht ergibt sich ja in letzter Minute doch noch eine Lösung für das Überleben eines der außergewöhnlichsten Web-Projekte der vergangenen Jahre.
Quelle:
heise online
