Berlin/Salford [ENA] In einem faszinierenden Essay in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift The New European erzählt Sänger, Gitarrist und Multiinstrumentalist Bernard Sumner seine kulturelle europäische Reise von Joy Division zu New Orders neuestem Album Music Complete, welches 2015 veröffentlicht wurde.New Order waren auf dem Weg zum Glastonbury-Festival als sie vom Ergebnis der Brexit-Abstimmung erfuhren. Überrascht sei ein wenig untertrieben, ihre Stimmung sei an dem Abend eher niederschlagen gewesen. Man habe das nicht glauben können. Am nächsten Tag haben sie bei ihrem Auftritt als Band einen Bezug zu dem Ereignis nehmen wollen und nach ihrem Auftritt auf der großen Videoleinwand eine EU-Flagge eingeblendet und eine lächerliche Rede „little England“, die in den 70er Jahren von Hughie Green gehalten wurde, abgespielt. Auf dem Heimweg aus Glastonbury sei er über das Land gefahren und habe gedacht, er gehöre jetzt zu dieser fremdenfeindlichen, geteilten Nation. Was haben wir bloß gemacht?
In Zeiten wie diesen, mit der Not und Gewalt rund um den Globus, sei es wichtig, dass man als solider Block gegen die Probleme zusammenstehe, und nicht fragmentiert, Brücken hochziehen und sich von den anderen isolieren sollte. Er verstehe die Bedenken in Zusammenhang mit dem Brexit, aber die Probleme seien nicht einzeln zu lösen, sondern nur gemeinsam. Die Antwort könne nicht sein, die Tür zu schließen und wegzulaufen.
Mit Joy Division und New Order sei Bernard Sumner in ganz Europa und dem Rest der Welt herumgereist und es sei ein tolles Gefühl Teil eines größeren Irgendwas zu sein, sich mit anderen Nationalitäten auseinanderzusetzen unter einem vereinten Schirm wie Europa. Bernard Sumner fühle europäisch, sehe sich als Europäer und möchte nicht zurück in eine Art kleines Britannien, ca. 1950er Jahre, gehen. Die Tage des Empires seien längst Vergangenheit, die Tage des eigenen nationalen Marktes auch. Die Welt sei jetzt ein anderer Ort. Man könne nicht zurückgehen, unabhängig davon wie sehr man das auch möchte.
New Orders Mitglieder erlebten ihre ersten Erfahrungen eines breiteren europäischen Lebens jenseits des Ärmelkanals während einer Tour als Joy Division durch die Niederlande, Belgien und Deutschland fuhren und die Kontraste zwischen den Kulturen auf dem europäischen Festland im Gegensatz zum industriellen Leben in Manchester in dieser Zeit. Seitdem sei insbesondere Berlin eine wichtige Stadt für Joy Division und New Order geworden, allerdings auch durch eine rückblickende Aufwertung der Ähnlichkeiten zwischen der Stadt und der Musik von Joy Division. Der Bezug der Band zur Stadt ist auch in dem erfolgreichen Dokumentarfilm B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin 1979-1989 mit Mark Reeder dokumentiert.
Sumner meint, dass Großbritannien sehr viel von den Einstellungen der Berliner lernen könne. Diese haben sich der Vergangenheit gestellt und seien daraus als eine zuversichtliche, integrierende Stadt herausgekommen, ohne dass ihr Platz in Europa negativ beeinflusst sei. Die britischen Politiker haben mit dem Ausstieg aus der EU sehr kurzsichtig gehandelt und die künftigen wirtschaftlichen Konsequenzen seien mit einschüchternder Unsicherheit erfüllt.
Den ganzen Artikel kann man in der aktuellen Ausgabe der Zeitung The New European lesen:
http://www.theneweuropean.co.uk